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Meldung

WebTalk Freie und Open Source Hardware online verfügbar

Wie Open Source Hardware dabei helfen kann Europa aus der Chipkrise zu führen, diskutierten wir mit Expert*innen im GI-WebTalk am 31. März 2022.

Ob in Unterhaltungselektronik, Medizintechnik oder Automobilhardware – Halbleiterchips als wesentliches Bauteil elektronischer Produkte werden rar. Die Gründe für den seit ca. zwei Jahren andauernden, weltweiten Mangel dieser Chips sind zahlreich: Nach der erhöhten Nachfrage nach Grafikprozessoren durch den Bitcoin-Mining-Hype und den erschwerten Produktionsbedingungen während der Corona-Pandemie, führt auch der andauernde Ukraine-Krieg zu reißenden Lieferketten. Die Europäische Kommission versucht mit dem Chips Act die Produktionsfähigkeit innerhalb der EU zu stärken und sich als Technologieführer zu positionieren. In unserem WebTalk gingen wir den Fragen nach, ob Open-Source-Ansätze einen Beitrag bei der Linderung des Chipmangels in Europa leisten können und welche Aspekte dabei besonders relevant sind.

Der WebTalk am 31. März 2022 startete mit vier Impulsvorträgen. Zunächst gab Dirk Dohn einen Einblick in die Arbeit des von ihm geleiteten Referats „Innovationsmanagement Cybersicherheit“ im Hessischen Ministerium des Inneren und für Sport. Im Anschluss stellte Adriana Groh (Sovereign Tech Fund) eine Machbarkeitsstudie über ein Förderprogramm für offene digitale Basistechnologien für das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vor. Anschließend präsentierte Prof. Dr. Steffen Reith von der Hochschule RheinMain die nötigen Tools für funktionierende Open-Source-Hardware, bevor Dr.-Ing. Norbert Herfurth (IHP) einen Überblick über die aktuelle Marktlage der Chipherstellung in Europa gab.

Im zweiten Teil der Veranstaltung diskutierten Prof. Dr.-Ing. Gerhard Kahmen (IHP), Edmund Humenberger (Symbiotic) und Torsten Grawunder (Swissbit AG) über die Bedeutung und die aktuelle Situation von Open-Source-Hardware: Aus Sicht von Edmund Humenberger fehlt es für erfolgreiche Innovationsprozesse an Chipdesign-Werkzeugen: „Seit 20 Jahren tut sich im Bereich der Chipdesign-Werkzeuge relativ wenig, da es sich beim Markt um ein Oligopol handelt und dieser ziemlich geschlossen ist. Die Werkzughersteller machen ihren Umsatz vor allem mit großen Herstellern wie Apple, IBM oder Samsung und sind nicht auf den Einsatz im kleinen Umfang, wie es für innovative Prozesse nötig wäre, abgestimmt.“

Zentral ist aus Sicht der Panelisten insbesondere das Thema Nachwuchsförderung im Bereich des Chipdesigns. So braucht es einen niedrigschwelligen Zugang zu den Designtools und der Hardware, damit sich auch für kleine und mittlere Unternehmen oder Institute und Hochschulen innovative Arbeit im Bereich Chipdesign lohnt. Viele Tools sein aktuell zu teuer, als dass es sich für diese Akteure lohnen würde. „Ideal wären Förderprojekte mithilfe derer man einen niedrigschwelligen Zugang für Nachwuchskräfte zu Tools und Hardware schafft, um Innovation voranzutreiben bzw. das Interesse am Themenbereich bei MINT-Studierenden zu steigern“, so Prof. Dr. Gerhard Kahmen.

Mit den Nachwirkungen der erschwerten Nachwuchsförderung hat die Industrie zu kämpfen. Geeignete Fachkräfte wie Chip Designer zu finden, stellt den Technologiestandort Europa aktuell vor große Herausforderungen. Torsten Grawunder wies darauf hin, dass Fachkräfte, die Erfahrungen im Umgang mit Open-Source-Hardware haben, für Unternehmen wertvolle Fähigkeiten mitbringen, über welche Fachkräfte mit Erfahrung im herkömmlichen Chipdesign nicht verfügen.

Die Aufzeichnung des Webtalks ist nun als Video abrufbar: https://youtu.be/RmUJWmC1KGc