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Blogbeitrag

„Wir bringen die Perspektive der IT-Akteure vor Ort ein“

Wolfgang Glock ist eine feste Größe in der Regionalgruppe München – und darüber hinaus. Im Interview spricht er über Erfolgsfaktoren, sein Engagement im GI-Präsidium und die wichtigen Nebengespräche vor und nach Veranstaltungen.

Was hat Sie dazu bewegt, sich in einer der Regionalgrup- pen der GI zu engagieren?

WolfGanG GlocK Das ist schon sehr lange her. Seit meinem Beitritt 1987 – angeregt durch einen TUM-Professor zum Informatikstudium – bin ich im Team der Regionalgruppe München aktiv, seit 2009 auch als Sprecher. Mir ist es wichtig, mich in einer „Standesorganisation“ mit Gleichgesinnten zu engagieren und die Themen der Digitalisierung auch privat voranzutreiben und zu kommunizieren.

Sie sind Sprecher der RG München, einer der ältesten und mitgliederstärksten Regionalgruppen der GI. Was ist das Erfolgsgeheimnis der Gruppe?

Ein Erfolgsfaktor ist wohl, dass München ein sehr attraktiver Standort ist, für IT-Unternehmen, für IT-Fachkräfte, mit tollen Hochschulen, Innovationszentren und einer funktionierenden Start-up-Szene. Aber natürlich haben wir uns als Regionalgruppe auch mit einem interessanten Angebot positioniert. Vor Corona hatten wir regelmäßig über 30 Veranstaltungen unterschiedlicher Größe und Formate. Wir kooperieren mit Universitäten und seit 2016 – worauf wir sehr stolz sind –mit der Politischen Akademie Tutzing. Dort hatten wir erst kürzlich wieder eine Tagung direkt am Starnberger See, um Informatik und Gesell- schaft näher zusammenzubringen.

Was macht Ihnen an der Zusammenarbeit in der Gruppe am meisten Spaß? Gab es Highlights, an die Sie sich gerne erinnern?

Es ist ein sehr engagiertes Regional- gruppenteam und Beziehungsnetzwerk in München. Wir haben ein sehr breites Spektrum mit einem starken Anteil aus der Wirtschaft, aber auch gute Kontakte in die Forschung. So macht es viel Spaß, regelmäßig herausragende Talente an den Hochschulen mit dem „Preis der GI-Regionalgruppe München“ auszuzeichnen. Highlights sind für mich auch unsere Tagungen zum Software-Engineering in Kooperation mit der Universität Innsbruck (se-live.org) und natürlich die Fachvorträge aus den unterschiedlichsten Themengebieten, um unseren Mitgliedern und Interessierten den „Blick über den Tellerrand“ zu bieten.

Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach der Austausch mit anderen aus der Informatik-Community vor Ort?

Neben der Wissensvermittlung ist es uns besonders wichtig, den intensiven Dialog und das Networking zu fördern. So bieten wir bei den RG-Treffen vor und nach den Vorträgen immer die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme. Natürlich kann man die Meinung vertreten, dass wir in der für uns sehr einschneidenden Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen den Übergang zur Virtualisierung der Veranstaltungen verpasst haben. Aber wir als RG-Team haben uns dagegen entschieden, Informationen nur noch virtuell zu vermitteln – in Konkurrenz zu so vielen anderen Organisationen. Als rein ehrenamtliches Team war das auch kaum leistbar und irgendwann war der Zug abgefahren. Eine wichtige Ausnahme ist die Arbeitsgruppe JUGM (Java Usergroup München): Hier fanden weiterhin virtuelle Treffen statt. Einige andere Regionalgruppen haben den Wechsel aber erfolgreich geschafft.

Sie vertreten die Regionalgruppen der GI im Präsidium. Was ist Ihnen dabei ein besonderes Anliegen?

In dieser Position bringen wir die wichtige Perspektive der IT-Akteure vor Ort ein – also Diskussionen aus der Wirtschaft, Startups, lokale Themen, Forschung. Gerade die Veranstaltungen und Angebote vor Ort sorgen für mehr Sichtbarkeit der GI. Durch die aktive Mitarbeit im Vorstand hat man die Möglichkeit, notwendige Impulse zu setzen und Anforderungen an die Weiterentwicklung des Vereins zu formulieren. Wichtig wäre mir, die Zusammenarbeit der verschiedenen Gruppierungen der GI, zum Beispiel mit den Fachgruppen, zu stärken und die Kooperationen mit Dritten zu intensivieren. Ich hatte bereits vor einigen Jahren die Möglichkeit, „meine“ Regionalgruppe hier zu vertreten. Es war spannend, einen tieferen Einblick in die Vereinsarbeit zu bekommen...  seit diesem Jahr bin ich wieder in dieser Rolle dabei.

Wie schafft man es, unter den unterschiedlichen regionalen Bedürfnissen einen Konsens zu finden? Und welche Anlie- gen eint die Regionalgruppen?

Jede Regionalgruppe hat ihr eigenes Profil, ihre eigene Mitgliederstruktur, aber vor allem Unterschiede in der Führungsstruktur. Einige sind eher wirtschaftsorientiert, andere stark forschungsorientiert und große Gruppen wie in München sehr gemischt. Alle Regionalgruppen stehen vor der großen Herausforderung, gerade jüngere Personen wie Studierende und Berufseinsteiger*innen anzusprechen und für unser Angebot und das Netzwerk zu begeistern. Wir sollten spezielle Angebote machen und mit der Vereinsmitgliedschaft auch Vorteile wie vereinfachten Zugang oder Vergünstigungen schaffen.

Viele junge Menschen aus der Informatik-Community organisieren sich auch online und international. Wie kann der Nachwuchs in den GI-Regionalgruppen trotzdem gefördert werden?

Typischerweise bewegen wir uns oft in Kommunikationsblasen mit ähnlichem Wissen, Strukturen, Profilen. Aber wo bleiben die neuen Impulse, die zufälligen Kontakte und das wichtige Nebengespräch vor und nach den Veranstaltungen? Und zwar vor Ort, lokal, ohne aufwändige Reisen zu Konferenzen oder eben den sterilen, virtuellen Konsum von zu Hause aus? Mit dem GI-Preis gehen wir raus vor Ort zu den Absolvent*innen, zeigen Präsenz und wenn nur bei zehn Prozent etwas hängen bleibt, ist das schon ein Erfolg.

Neben Ihrem Engagement bei der GI sind Sie beruflich in der Verwaltung der Stadt Mün- chen tätig. Welche Themen treiben Sie dort gerade um?

Meine Themen im IT-Referat der Stadt sind E-/Government und Smart City. Mein Team gestaltet verschiedenste digitale Angebote in diesen Innova- tionsfeldern und ist hier stadtweit unterwegs. Außerdem arbeiten wir in verschiedensten Projekten eng mit Industrie und Forschung zusammen. Dabei ergeben sich immer wieder Querverbindungen und Synergien auch zu den Aktivitäten der Regionalgruppe.

Interview: Alexandra Resch, Tami Kelling

Dieses Interview erschien zuerst in unserem Jahresbericht 2022/23. Die gesamte Publikation als barrierefreie PDF können Sie hier herunterladen.

Porträt von Wolfgang Glock
Wolfgang Glock ist nicht nur Sprecher der RG München, sondern vertritt die Regionalgruppen auch im Präsidium der GI.