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NetzwerkFachartikel

Internet der Zukunft – sicher, schnell, vertrauenswürdig

Wie erkennen wir beim Versenden einer digitalen Information, ob sie auf dem Weg zum Empfänger unbemerkt gelesen wurde? An einem versiegelten Briefumschlag sah man, ob das Siegel gebrochen war. Eine digitale Information kann unbemerkt kopiert, aber auch sehr einfach manipuliert worden sein. Wie sichern wir dann Integrität und Vertraulichkeit im Netz?

In den 40 Jahren seines Bestehens hat das Internet stetig an Bedeutung gewonnen – gesellschaftlich, politisch, wirtschaftlich. Seine technische Basis ist jedoch weitgehend unverändert geblieben. Insbesondere die Sicherheit im Internet hat mit seiner gewachsenen Bedeutung nicht mitgehalten. Daher ist die technische Weiterentwicklung zu einem sicheren, freien und vertrauenswürdigen Internet der Zukunft eine besondere Herausforderung der Informatik.

Eine Grundfrage der Sicherheit betrifft den Konflikt von Privatsphäre und Eindeutigkeit bei der Internet-Kommunikation. Einerseits sollen Internet-Nutzer ihre Identität geheim halten können, andererseits sollte der Sender einer Nachricht auf Wunsch des Empfängers auch eindeutig zu identifizieren sein. Ein anderer Aspekt ist die Zweckbindung sensitiver und persönlicher Daten. Wie ist sichergestellt, dass beispielsweise eine digitale Krankenakte nur vom behandelnden Arzt, nicht aber von der Versicherungswirtschaft verwendet wird? Wie lassen sich kriminelle Handlungen wie Spam, Cybermobbing oder Identitätsdiebstahl verhindern, ohne zugleich die Offenheit der Kommunikation einzuschränken? Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit sind Kerneigenschaften des Internets der Zukunft!

Zweifellos gibt es zu allen Einzelproblemen bereits viele Lösungsansätze. Und obwohl die Komplexität und Interdependenz der Fragen eine Gesamtbetrachtung erfordern, steht diese noch aus. Hier muss die Informatik mit ihren technischen und methodischen Kompetenzen eine Vorreiterrolle einnehmen, Experten aller Fachrichtungen und Tätigkeitsbereiche zusammenbringen und den Erneuerungsprozess des Internets federführend mitgestalten. So verfolgt das Konzept der mehrseitigen Sicherheit etwa das Ziel, Kommunikationssysteme technisch so zu entwerfen, dass die Sicherheitsanforderungen aller Nutzer berücksichtigt werden und sich widersprüchliche Anforderungen auflösen lassen.

Auf übergeordneter Ebene könnte man das existierende Internet technisch erweitern oder parallele neue Netze aufbauen, mit Schnittstellen zum existierenden Internet. Um den Anforderungen des digitalen Zeitalters gerecht zu werden, sind Dienste mit garantierten Eigenschaften notwendig, zum Beispiel mit verschlüsselter Datenübertragung, Werbefreiheit und physischer Identifizierung. Bei Bedarf kann der Informationsaustausch anonym oder pseudonym stattfinden. Pseudonymität wahrt die Privatheit, die Nutzer sind jedoch – falls erforderlich – nachträglich identifizierbar. Mit verschlüsselten mobilen Endgeräten in der Hand haben Nutzer einen sicheren und freien Zugang zum Internet.

Das Internet der Zukunft muss offen gestaltet sein und den Austausch von Daten und Gütern ohne Beschränkung der Kommunikationsformen erlauben. Das Internet der Zukunft genießt zudem Vertrauen, denn seine Kommunikationsinfrastruktur ist nicht nur abhörsicher, sondern ermöglicht insbesondere bei rechtlich relevanter Kommunikation die Nachvollziehbarkeit und reduziert damit auch signifikant die Möglichkeiten krimineller Handlungen.

Kontakt

Prof. Dr. Michael Meier (Universität Bonn)

Zu den Personen:

Prof. Dr. Michael Meier ist Professor für IT-Sicherheit an der Universität Bonn und Sprecher der GI-Fachgruppe SIDAR.

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