Zum Hauptinhalt springen
Blogbeitrag

InformatiCup 2024: von ausgeklügelt bis radikal simpel

Der Herausforderung „Fool AI Detectors” haben sich im InformatiCup auch dieses Jahr wieder zahlreiche Teams von Studierenden gestellt und spannende Lösungsideen in die Tat umgesetzt. Was macht gute Einreichungen aus und wie schwierig ist es eigentlich, ein Gewinnerteam zu küren? Markus Durst aus der Berliner Geschäftsstelle der Gesellschaft für Informatik hat mit Sebastian Wolters, Cloud Architekt und Mitglied der Jury des Studierendenwettbewerbs, über diese Fragen gesprochen.

Sebastian, kannst du uns erst mal kurz erklären, was die Aufgabe der Studierenden im diesjährigen Wettbewerb war und wie sie das Thema angegangen sind?

Sebastian Wolters: Die Aufgabe dieses Jahr ist eng verbunden mit dem Thema Deepfakes. Diese sind ohne Frage eine große Gefahr. Besonders für demokratische Gesellschaften wie die unsere. Sei es, weil man Wort und Bild immer in Zweifel ziehen muss oder die Meinungsbildung durch unzählige Fake-Posts verzerrt wird. Schutz gegen diese Gefahren versprechen eine Vielzahl von Anbietern. Doch können wir diesen als Gesellschaft vertrauen? Wie gut sind sie wirklich? Daher haben wir die Studierenden in die Rolle der Schurken schlüpfen lassen – mit der Aufgabe, kommerzielle wie Open-Source KI-Detektoren zu überlisten. Also minimale, für uns Menschen unsichtbare, Änderungen einzubauen, die gleichzeitig die KI als Urheber verschleiern. Die Teams waren gefordert, eine Lösung zu entwickeln, die sowohl mit Texten als auch Bildern umgehen kann.

Wie gut ist es den Teams gelungen?

Die Ansätze der Studierenden waren wie immer richtig spannend und gänzlich unterschiedlich. Es war ein knappes Finale. Ich bin immer wieder positiv überrascht von den mutigen Lösungsansätzen. Manche sind radikal simpel, andere sehr ausgeklügelt.

Kannst du uns ein konkretes Beispiel geben?

Radikal simpel ist es, einen einzigen Buchstaben gegen den gleichen Buchstaben im kyrillischen Alphabet auszutauschen. Das funktioniert bei erstaunlich vielen Detektoren für KI‑Texte überraschend gut. Die „Unverfrorenheit“ muss man erstmal haben, so gegen den Detektor einer Firma anzutreten, die damit schon Millionen Dollar an Mitteln eingesammelt hat. Es zeigt aber auch, dass wir beim Thema KI-Erkennung noch relativ am Anfang stehen. Der Fairness halber muss man aber sagen, die Detektoren sind während des laufenden Wettbewerbs auch immer besser geworden. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel. Ein anderes Team hat ein Browser-Plugin reverse-engineered, um automatisiert einen Detektor anzuzapfen. Mit dessen Antworten haben sie dann wiederum Modelle trainiert, die den Detektor imitieren. So konnten sie das Verhalten des Detektors besser verstehen und Wege finden, diesen auszutricksen. Das macht für mich den großen Reiz des InformatiCups aus.

Inwiefern?

Die Studierenden dürfen jeden Ansatz verfolgen. Dem Blick über den Tellerrand sind keine Grenzen gesetzt. Und dann darf so ein Ansatz auch einfach mal schiefgehen. Gelernt hat man dabei auf jeden Fall etwas.

Ist es das, was den InformatiCup für dich ausmacht?

Ja genau! Das ist eine große Motivation für mich persönlich und ein wichtiger Grund, warum mein Arbeitsgeber PLEdoc sowie unsere Konzernmutter OGE diesen Wettbewerb unterstützen. Unsere Kernkompetenz sind Planung, Bau und Betrieb unseres Gasfernleitungsnetzes. Wer zu Hause mit Gas heizt, dessen Gas ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mal zeitweise durch unser Netz geflossen. Man denkt dabei nicht direkt an IT oder KI. In der Leitungsüberwachung unter der Erde wie aus der Luft, über die Netzplanung bis hin zu einer den Ausstoß von CO2‑Äquivalenten minimierenden Steuerung des Netzes steckt aber ganz viel IT und gar nicht so selten auch KI – vielfach auch bei uns im Haus selbst entwickelt. Damit die Energiewende gelingen kann, brauchen wir Leute, die genauso ticken wie oben beschrieben und getreu unserem Motto „think big, start small“ Herausforderungen angehen und Lösungen skalieren.

Wie schwierig war es, am Ende ein Gewinnerteam auszuwählen, und was gibst du Teams mit auf den Weg?

Ich bin seit 2020 in der Jury und es ist jedes Mal schwierig! Wir bewerten alle Einreichungen von Ausarbeitung, Programmcode, Ansatz, Stil und Qualität der Ergebnisse. Eine Frage ist dann oft: Was hilft der beste Code, wenn die Ergebnisse nicht berauschend sind? In dem Bezug halte ich es mit der alten Fußball-Weisheit „Wichtig is' auf'm Platz“. Die Ergebnisse müssen stimmen. Trotzdem muss man die Ergebnisse auch darstellen und Lösungen begründen können. Und so ein rundes Gesamtpaket hatte dieses Jahr das Team 5LP aus Hannover. Deshalb haben sie verdient gewonnen! Einfach war es aber trotzdem nicht. Ansonsten kann ich allen Studierenden nur empfehlen. Mitmachen und es einfach zu versuchen. Nur wer nicht mitmacht, hat schon verloren!

 

Über den InformatiCup

Der InformatiCup ist der Studierendenwettbewerb der Gesellschaft für Informatik e. V. Jedes Jahr wird den Teilnehmenden eine knifflige Aufgabe – 2024 lautete diese Fool AI Detectorsgestellt, die sie in Teams lösen können. Dabei stellen sie nicht nur ihre Kenntnisse im Programmieren unter Beweis, sondern müssen ihre Lösung auch gut dokumentieren und präsentieren. PLEdoc ist seit Jahren Partner des Wettbewerbs und war auch dieses Jahr wieder als Hauptsponsor mit dabei. Alle Infos: informaticup.github.io

Neugierig geworden? Im September wird das Thema der nächsten Runde bekannt gegeben – und einige Neuerungen, die den Wettbewerb noch spannender machen. Stay tuned!

Blick in den Saal, in dem der Wettbewerb stattfand. Die Teilnehmenden sitzen um die Bühne, auf der Moderatorin Elena Müller gerade spricht.
Bei der Endrunde ging es um den Hauptpreis. Die Teams stellten in der Runde nacheinander ihre Lösungen vor. (© PLEdoc)
Sebastian Wolters im Gespräch auf der Bühne
Für Jurymitglied Sebastian Wolters ist es jedes Mal wieder überraschend, wie unterschiedlich die Lösungen der Teams sind. (© PLEdoc)