Zum Hauptinhalt springen
Blogbeitrag

Frauen und Informatik: Interview mit Vertreterinnen der GI-Fachgruppe

Christine Hennig ist Wissensmanagerin IT bei einem IT-Dienstleister für das Deutsche Forschungsnetz und für die GI im Vorstand des Kompetenzzentrums Technik, Diversity, Chancengleichheit. Stephanie Hohenberg ist Masterstudentin an der FU Berlin und studentische Entwicklerin bei der adesso SE. Edna Kropp ist Vertriebsberaterin für Conversational AI bei LivePerson und engagiert sich als Spokesperson für Equal AI. Gemeinsam organisieren sie die Aktivitäten der Regionalgruppe Berlin der Fachgruppe „Frauen und Informatik“.

Welche Aktivitäten sind bei den IT-Frauen Berlin in den letzten Monaten durchgeführt worden und welche sind geplant?

Christine Hennig: Wir bringen Frauen in der IT zusammen und auf die Bühne. Expertinnen teilen ihr Wissen mit uns und wir bemühen uns um verschiedene Formate und Themen. Die bisherigen Veranstaltungen waren fachlich breit gestreut. Eine kleine Auswahl der Schwerpunkte ist „Equal AI“, „How to write inclusive tech documentation“ und „UX is for the team”.

Edna Kropp: Geplant sind regelmäßige Stammtische der Regionalgruppe gemeinsam mit der gesamten Fachgruppe, so können sich die Frauen aus verschiedenen Regionen Deutschlands vernetzen. Zusätzlich dazu wollen wir weiterhin abwechselnd Formate wie beispielsweise Tech-Talks, Panel-Diskussionen und Workshops veranstalten.

Stephanie Hohenberg: Mit Corona hat sich der Spielraum für Events und persönliche Treffen natürlich verkleinert. Aber wir haben die Chance genutzt und einen virtuellen Stammtisch mit interaktivem Kennenlernen veranstaltet. In der Zukunft möchten wir mehr Aktivitäten anbieten, um nicht nur Raum für Austausch, sondern auch für Wissenstransfer zu bieten.

Wie viele Mitglieder hat die Gruppe, wer ist da so dabei und wie können wir neue gewinnen?

Edna Kropp: Wir organisieren die Veranstaltungen hauptsächlich über unsere Meetup-Gruppe. Dort gibt es zurzeit 684 Mitglieder. Zu den Veranstaltungen kommt dann eine Gruppe bis zu 30 Teilnehmer*innen zusammen, die sich für das jeweilige Thema interessieren oder die Gruppe kennenlernen möchten.

Die Teilnehmer*innen haben sehr unterschiedliche Lebensläufe und sind an unterschiedlichen Stellen in ihrem Leben. Es gibt Student*innen, Berufsanfänger*innen und auch Teilnehmer*innen, die schon sehr lange im Berufsleben stehen. Der Vorteil, den Meetup in einer Stadt wie Berlin bietet, ist, dass die Plattform unsere Gruppe bzw. Veranstaltungen bewirbt. Außerdem haben wir aus unserer Gruppe die Anregung bekommen auch außerhalb der Organisationsplattform Werbung für unsere Veranstaltungen zu machen, beispielsweise in sozialen Netzwerken wie Xing oder Instagram. Je nach Möglichkeit möchten wir auch gerne Ausbildungsstätten wie Universitäten besuchen, um für unsere Gruppe zu werben.

Berlin ist eine digitalaffine Stadt und auch relativ diversitäts-sensibilisiert. Ist es hier leichter als anderswo, die Gruppe aktiv zu halten?

Christine Hennig: Ja, die kurzen Wege und das diverse Umfeld mit der Berliner Startup-Szene erleichtern uns die Organisation. Die Teilnehmenden sind aus den verschiedensten Altersgruppen und in verschiedenen Abschnitten ihres beruflichen Werdegangs. Da die Meetup-Plattform sich nicht nur an Frauen richtet, erhalten wir auch Anfragen von Männern. Es wurden auch schon Teilnehmer gesichtet. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, die Teilnahme nicht zu beschränken. Wir bieten auf Wunsch der Teilnehmenden auch englischsprachige Veranstaltungen an und beschreiben unsere Veranstaltungen zweisprachig.

Edna Kropp: Auf der einen Seite gibt es mehr Frauen in der IT in Berlin, die Interesse an unserer Gruppe haben könnten. Andererseits gibt es viele andere Veranstaltungen, die gleichzeitig angeboten werden, sodass es schwieriger ist, die Aufmerksamkeit der Teilnehmer*innen zu gewinnen und eine regelmäßige Teilnahme zu erwarten.

Stephanie Hohenberg: Berlin ist nicht nur digitalaffin, sondern auch groß. Viele Möglichkeiten, viele Events, viele Dinge zu tun und viel Distanz, sodass nicht jede nach einem vollen Arbeitstag noch Energie hat und eine Stunde Hinfahrt und eine Stunde Rückfahrt auf sich nimmt, um an unseren Angeboten teilzunehmen. Daher glaube ich, dass wir einen guten Mix aus Online- und Offline-Veranstaltungen finden sollten, um Aufmerksamkeit zu erzielen und allen die Möglichkeit zu geben, auch Mal ortsunabhängig teilzunehmen.

Welche Lehren könnten andere Gliederungen ziehen?

Christine Hennig: Jede durchgeführte Veranstaltung ist auf Meetup dokumentiert und im Nachhinein einsehbar. Teilnehmende können sich im passenden Slack-Channel weiter austauschen und vernetzen.

Edna Kropp: Wir organisieren außerdem unsere Gruppe zu dritt. Im Team können wir so Aufgaben verteilen und haben durch unsere unterschiedlichen Blickwinkel eine größere Vielfalt in der Organisation.

Wie erzielt die Gruppe Aufmerksamkeit?

Christine Hennig: Wir kooperieren mit anderen Initiativen und Organisationen wie zum Beispiel Women Who Code, Women Tech Makers und Wiki Women Edit.

Edna Kropp: Zur Verbreitung unserer Inhalte und Veranstaltungen hilft uns zum einen die Veranstaltungsplattform Meetup. Außerdem kündigen unsere Vortragenden und deren Unternehmen die Veranstaltungen an. Wir versuchen zudem auch vorhandene Kanäle der GI und der Fachgruppe zu nutzen, beispielsweise die Webseite oder deren Twitter Account @IT_Frauen.

Wie bringen wir mehr junge Frauen in die Informatik und in die GI?

Edna Kropp: Durch unsere Veranstaltungen und die vorhandenen Netzwerke schaffen wir mehr Aufmerksamkeit und Berührungspunkte zum Thema. Das sollten wir beibehalten. Zusätzlich brauchen wir noch mehr sichtbare weibliche Vorbilder und eine Gemeinschaft, die Vorurteile abbaut und Frauen dazu ermutigt, technische Ausbildungen und Berufe zu ergreifen. Es ist auch wichtig, Kinder frühzeitig, beispielsweise zum Schulbeginn, mit Informatik in Kontakt zu bringen, damit sie ein gutes Verständnis dafür bekommen, was das eigentlich ist.

Stephanie Hohenberg: Ich wurde zum Beispiel persönlich von Edna angesprochen und ich denke, dass das persönliche Kennenlernen eine Hürde abbaut und zum Mitmachen motiviert. Durch das Vorstellen an Universitäten und Konferenzen könnte man den Erstkontakt zu Frauen in der Informatik schaffen. Darüber hinaus denke ich, dass Präsenz auf dem Social-Media-Kanal Instagram ein gutes PR-Medium wäre, um Frauen über unsere Aktivitäten zu informieren und um größere Reichweite zu erzielen.

Welche Wünsche habt ihr dahingehend an die GI?

Christine Hennig: Ich fände es toll, wenn unsere Veranstaltungen leichter über GI-Kanäle zu verbreiten wären.

Edna Kropp: Vielleicht könnten wir eine Veranstaltungsreihe oder eine Artikelserie starten, die Themen aus der Regional- und Fachgruppe aufgreift.

Stephanie Hohenberg: Von der GI wünsche ich mir Förderung von Austausch innerhalb des Netzwerks und mehr Möglichkeiten zum Wissensaustausch.

Erfahren Sie mehr über Ihre Vernetzungsmöglichkeiten mit der GI-Fachgruppe „Frauen und Informatik“.


Dieses Interview erschien im GI-Jahresbericht 2019/2020. Das gesamte Heft steht Ihnen hier zum Lesen bereit.