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Blogbeitrag

Alles über #FrauWirktDigital

Mehr Mädchen und Frauen für die Informatik gewinnen: Dieses Ziel soll mit dem Projekt #FrauWirktDigital endlich erreicht werden. Wie die konkreten Handlungsempfehlungen entstehen, erläutern zwei Expertinnen aus dem Team.

In allen Lebens- und Bildungsbereichen wird gefordert, dass Mädchen sich mehr für MINT-Fächer, speziell für Informatik interessieren, mehr junge Frauen sich für eine Ausbildung oder ein Studium in Technik und Informatik entscheiden und Frauen vermehrt an der Digitalisierung der Gesellschaft teilhaben und diese gestalten sollen. Der dahinterstehende Gedanke umfasst eine Erweiterung der Perspektivenvielfalt bei Entwicklung und Gestaltung der Digitalisierung sowie eine deutliche Reduzierung des Fachkräftemangels in diesem Feld (EFI_Gutachten 4 min). 

Um diese Ziele zu erreichen, wurde auf Initiative von der Initiative #SheTransformsIT (#SheTransformsIT) das Projekt #FrauWirktDigital (#FrauWirktDigital) ins Leben gerufen, welches von der Stiftung Mercator (Stiftung Mercator) gefördert und vom Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. (kompetenzz.de) umgesetzt wird.

#FrauWirktDigital analysiert in einer Metastudie erfolgreiche Projekte und Initiativen, die kurz-, mittel- und langfristig dazu beitragen sollen, Mädchen und Frauen für Informatik zu gewinnen und Frauen in gestaltende Positionen der Digitalisierung zu bringen. Die aus der Analyse gewonnenen Erkenntnisse werden in Handlungsempfehlungen übersetzt und folgen den Stationen im Bildungsverlauf: Schule und außerschulische Angebote, Wettbewerbe, Mentoring- und Berufsorientierungsangebote, Ausbildung und Hochschule. (Volltext der Empfehlungen: Mädchen und Frauen in die Informatik, 80 min) 

Die Handlungsempfehlungen enthalten konkrete Vorschläge zur grundsätzlichen Gestaltung der Angebote und Forderungen nach Langfristigkeit und Verlässlichkeit von niedrigschwelligen Angeboten, die sich gegenseitig ergänzen und aufeinander aufbauen. Mädchen soll bereits früh die Begegnung mit Informatik ermöglicht und kontinuierlich angeboten werden. Mit den Handlungsempfehlungen werden Akteur*innen im Bildungswesen ebenso angesprochen wie Aktive in Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft. Damit soll in Schule, bei außerschulischen Angeboten, wie z.B. Mentoring-Angeboten, Wettbewerben oder Berufsorientierungsmaßnahmen, bei der dualen oder akademischen (Aus-)Bildung mehr Chancengerechtigkeit beim Zugang und der Teilnahme an Informatikangeboten erreicht werden.

Um dies zu erreichen, ist u.a. die Qualifizierung der beteiligten Aktiven, d.h. der Lehrkräfte und Dozent*innen in Schulen und Hochschulen, der Ausbilder*innen in den Betrieben und des Personals in Beratungsstellen notwendig: Sie alle benötigen als Qualifikation Genderkompetenz, um reflektiert handeln zu können (Kultusministerkonferenz, 17 min). 

Ganz konkret umfassen die Handlungsempfehlungen mehrere Forderungen. Wesentlich ist die Einführung eines Pflichtfachs Informatik in der Schule (Informatik-Monitor-Fazit, 2 min). Damit werden alle Schülerinnen und Schüler erreicht, und zwar unabhängig von ihrem soziodemografischen/-ökonomischen Hintergrund (Informatik für alle, 25 min). Insbesondere deutlich mehr Mädchen und junge Frauen erhalten darüber einen fundierten Zugang zu Informatik als dies bisher über Elternhaus, Peer Group, Freizeit und außerschulische Angebote erreicht werden kann.

Auch Informatik-Wettbewerbe (Bundesweite Informatikwettbewerbe) bieten gute Möglichkeiten, mehr junge Frauen auf Informatik und die damit verbundenen Potenziale zur Lösung aktueller gesellschaftlicher Probleme aufmerksam zu machen. Dafür müssen die Wettbewerbe jedoch bei der Aufgabenstellung Elemente wie kreatives, forschendes Lernen und die freie Wahl eines Forschungsthemas enthalten (Studie Mädchen in der Informatik 3 min). Wenn es dann noch gelingt, eine verlässliche Teilnahme junger Frauen höherer Jahrgangsstufen an Informatik-Wettbewerben zu erreichen, bieten sich gute Chancen für eine Ausweitung des Interessenspektrums dieser Frauen in Richtung Informatik.

Mentoring-Angebote für Frauen sind unterstützende Maßnahmen, um Mädchen und junge Frauen auf ihrem Weg in die Informatik zu stärken (Mentoring: Einzelfall- und Meta-Analysen, 35 min). Dies gilt insbesondere bei den Übergängen in die jeweils nächste Bildungsstufe, also von der Schule in die Ausbildung oder die Hochschule oder von der Ausbildung/dem Studium in den Beruf. Mentoring-Angebote ermutigen aber nicht nur die Schülerinnen und unterstützen sie bei der Vernetzung; Mentoring-Angebote erhöhen auch die öffentliche Sichtbarkeit für die Institutionen, die Mentoring anbieten.

Die Hochschulen werden aufgefordert, intensive Kontakte zu Schulen mit Informatikschwerpunkt zu pflegen und bei Orientierungsveranstaltungen und Einführungswochen auf eine stärkere Vernetzung der Studentinnen zu setzen. So fördern sie von Beginn an den Aufbau unterstützender Netzwerke. Auch sollten die Hochschulen in ihren Curricula auf einen stärkeren Berufsbezug von Informatik-Studieninhalten achten und insbesondere die Bedeutung von Informatik-Studieninhalten sowie deren Anwendbarkeit und Nachhaltigkeit für die Gesellschaft hinweisen. Damit kann eine stärkere Bindung – nicht nur – von Frauen an IT-Studiengänge erreicht werden.

Schließlich werden die Unternehmen und Betriebe aufgefordert, eine geschlechtergerechte Willkommenskultur zu etablieren. Dies bedeutet, bei Stellenanzeigen auf eine klischeefreie Formulierung zu achten, Ausbildungsbotschafterinnen bei der Gewinnung von Frauen einzusetzen sowie für den späteren Berufsverlauf karrierefördernde Fortbildungsangebote, wie z.B. Programme zur Vereinbarkeit von Beruf und Leben, Führen in Teilzeit und im Team anzubieten. Mit diesen Maßnahmen steigern Unternehmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber – nicht nur für Frauen.  

Maßnahmen müssen ineinandergreifen. Eines verdeutlichen die Handlungsempfehlungen aber auch: Es gibt nicht den einen Weg zur Steigerung des Frauenanteils in Informatik und Digitalisierung. Vielmehr ist eine Verknüpfung zahlreicher Maßnahmen und Wege ebenso erforderlich wie eine konkrete Ermutigung der Aktiven in Gesellschaft, Bildung, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft, die die identifizierten Ziele in wirtschaftliches, gesellschaftliches und politisches Handeln umsetzen müssen. Erst so ist es möglich, nachhaltige Erfolge und langfristig eine paritätische Besetzung von Frauen und Männern auf allen Ebenen in der IT-Branche zu erreichen.

Zum Volltext der Handlungsempfehlungen Bildung: Mädchen und Frauen in die Informatik, 80 min. 

Dieser Beitrag wurde verfasst von Ulrike Struwe (kompetenzz e.V.) und Ira Diethelm (Universität Oldenburg und Mitglied des Steuerungskreises der Initiative SheTransformsIT) und erschien zuerst in unserem Newsletter GI-Radar. Alle Ausgaben gibt es hier zum Nachlesen. Vielen Dank an die Autorinnen!

Um mehr Frauen für die Informatik zu gewinnen, wurden im Projekt verschiedene erfolgreiche Initiativen untersucht. (© BMBF/Christina Czybik)