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Joseph Weizenbaum: KI-Pionier und Gesellschaftskritiker

Joseph Weizenbaum wurde 1923 als Sohn eines Kürschnermeisters in Berlin geboren. An seinem 13. Geburtstag emigrierte die jüdische Familie als Verfolgte des Nazi-Regimes in die USA. Weizenbaum, für seinen Vater ein „wertloser Trottel“, studierte in Detroit Mathematik. Er beteiligte sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter mit Begeisterung am Bau eines Hochschulrechners. Später arbeitete er als Systemingenieur bei General Electric und war dort an der Konzeption des ersten computergestützten Banksystems beteiligt.

1963 ging er ans MIT und forschte an dezentralen Rechnernetzen. Die Ergebnisse wurden später für das ARPA-Netz, den Vorläufer des Internets, genutzt. Weizenbaum sah die universellen Einsatzmöglichkeiten von Computern und erfand das Programm ELIZA. Das nach der Hauptfigur in George Bernard Shaws „Pygmalion“ benannte Programm kann verschiedene Gesprächspartner simulieren. ELIZA wurde als Meilenstein der künstlichen Intelligenz gefeiert.

Durch unreflektierte Nutzung des Programms sowie euphorische Erwartungshaltungen an die Informatik, wandelte Weizenbaum sich zum engagierten Gesellschaftskritiker. Weizenbaum war Träger des Bundesverdienstkreuzes und Ehrenmitglied der GI. Er lebte seit 1996 wieder in Deutschland und verstarb im März 2008. Er ist auf dem jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee begraben.