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WhitepaperPressemitteilung

Positionen des netzpolitischen Nachwuchses: „Internet nicht den Konzernen überlassen“

Am Vortag des deutschen Internet Governance Forum (IGF) 2019 wurden die netzpolitischen Forderungen der Teilnehmenden des Jugend Internet Governance Forum formuliert. Heute werden sie offiziell im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie präsentiert.

 

Berlin, 11. September 2019 – Das Jugend Internet Governance Forum bietet seit 2012 jungen Menschen unter 30 die Möglichkeit, ihre netzpolitischen Forderungen auszuhandeln. 2019 gewinnt diese Form der Teilhabe besondere Relevanz: der Grad der Mobilisierung zu Digitalthemen ist so hoch wie nie zuvor und das globale Internet Governance Forum der Vereinten Nationen kommt im November das erste Mal nach Deutschland. Junge Menschen sind die größte demografische Gruppe im Internet und arbeiten an Mitspracherecht und Legitimation in digitalpolitischen Foren. 

Elisabeth Schauermann von der Gesellschaft für Informatik (GI) koordiniert das Jugend-IGF Projekt: „Die Jugendvertreterinnen und -vertreter haben ihre Schwerpunkte gemeinschaftlich ausverhandelt. Entstanden sind neun konkrete Positionen zu relevanteren digitalpolitischen Fragen rund um Bildung, Nachhaltigkeit, Grundrechte und öffentliches Gut. Wir alle sind nun angehalten, diese Forderungen weiterzuentwickeln und dran zu bleiben. Die Anwesenheit junger Menschen beim Internet Governance Forum ist nur der erste Schritt – es braucht kontinuierlichen Einbezug in netzpolitische Aushandlungen.“

Im nächsten Schritt finden die Jugendpositionen Eingang in das globale Internet Governance Forum der Vereinten Nationen, das im November ebenfalls in Berlin stattfinden wird. Mehr Informationen sind unter www.yigf.de zu finden. 

Das Jugend-IGF wird unterstützt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, der Vodafone Stiftung Deutschland, Google, dem IGF-Deutschland und dem Fraunhofer IUK-Verbund.

Jugendpositionen aus Deutschland zum Internet Governance Forum 2019

  • Der Energie- und Ressourcenverbrauch der Digitalisierung ist ein Problem für Klima und Umwelt. Angesichts der herrschenden Klimakrise muss ein emissionsneutrales Internet Ziel politischer und unternehmerischer Entscheidungen sein.
  • Lesen und Schreiben in der Schule ist selbstverständlich – aber nicht das ABC des Datenschutzes. Wir fordern:
    Transparente und rechtmäßige Datenverarbeitung durch Unternehmen
    Keine erzwungenen Einwilligungen, Data Literacy für jung und alt
  • Aufgeklärt im #Neuland? Kinder und Jugendliche sind heute nicht ausreichend für einen verantwortungsvollen Umgang im Internet sensibilisiert. Wir brauchen in Schulen mehr Digitalkunde, die Datenschutz & Privacy, „Fake News“ und andere Risiken im Netz behandelt.
  • Polarisierung in der digitalen Gesellschaft – Meinungsbildung allein in Filterblasen ist nicht demokratiefördernd. Jugendliche werden mehr und mehr politischen Extremmeinungen ausgesetzt. Deswegen fordern wir einen Kulturwandel hin zu einer respekt- und würdevollen Debattenkultur  Andersdenkender im Netz.
  • Wir sehen die Entwicklung kritisch, dass durch gezielte Desinformation und Verbreitung von „Fake News“ insbesondere junge Menschen, die noch stärker in der Entwicklung ihrer Meinungsbildung sind, beeinflusst werden. Wir fordern die Regierung auf, mehr Initiative zu ergreifen, um diesem Problem entgegenzuwirken.
  • Das Internet soll Diversität fördern und Grundrechte schützen. Nicht-Diskriminierung muss deshalb Standard sein, dem sich staatliche und private Akteure verpflichten.
  • Zwischen Freiheit und Sicherheit müssen alle Freiheits- und Grundrechte auf den Plattformen und in allen Aspekten der Digitalisierung geschützt werden. Die Deutungshoheit darf nicht bei den Konzernen liegen.
  • Aus öffentlichem Geld folgt öffentliches Gut. Deshalb fordern wir, dass Regierung, Verwaltungen und der gesamte öffentliche Sektor ausschließlich freie Software verwenden und finanzieren sowie sämtliche Daten als offene Daten verfügbar machen.
  • Staatliche und insbesondere sozialstaatliche Leistungen müssen konsequent niedrigschwellig zugänglich sein. Das erfordert einen Ausbau der digitalen Verwaltung, wobei bestehende Anlaufstellen und Kommunikationswege beibehalten werden.

 

Über die Gesellschaft für Informatik e.V.
Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) ist mit rund 20.000 persönlichen und 250 korporativen Mitgliedern die größte und wichtigste Fachgesellschaft für Informatik im deutschsprachigen Raum. 2019 feiert die GI ihr 50-jähriges Gründungsjubiläum. Seit 1969 vertritt sie die Interessen der Informatikerinnen und Informatiker in Wissenschaft, Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung, Gesellschaft und Politik. Mit 14 Fachbereichen, über 30 aktiven Regionalgruppen und unzähligen Fachgruppen ist die GI Plattform und Sprachrohr für alle Disziplinen in der Informatik. Weitere Informationen finden Sie unter www.gi.de.

Die GI-Mitglieder binden sich an die Ethischen Leitlinien für Informatikerinnen und Informatiker der Gesellschaft für Informatik e.V.: https://gi.de/ethische-leitlinien 

Pressekontakt:
Frithjof Nagel
Gesellschaft für Informatik e.V. (GI)

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Jugend Internet Governance Forum 2019 im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie in Berlin
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