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Pressemitteilung

GI fordert mehr Anstrengungen in der digitalen Bildung

Gesellschaft für Informatik e.V. stellt im Rahmen eines Parlamentarischen Abends mit Bildungsexperten aller Fraktionen des Deutschen Bundestages, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie der Kultusministerkonferenz Forderungen für Bildung im digitalen Zeitalter:

  • Digitalisierung muss aus informatischer Perspektive als Unterrichtsgegenstand und mit Pflichtzeiten in die Curricula aller Schulformen aufgenommen werden.
  • Pädagogische Konzepte der digitalen Bildung müssen entlang einer technologischen, einer gesellschaftlich-kulturellen sowie einer anwendungsbezogenen Perspektive entwickelt werden.
  • Es bedarf größerer Anstrengungen bei der informatischen Lehrerbildung.
  • Die notwendigen Mittel für den Digitalpakt müssen fest im Bundeshaushalt für die kommenden Jahre verankert werden.

„Bildung im Zeitalter der Digitalisierung – wo stehen wir und wo wollen wir hin?“ unter diesem Motto diskutierten Bildungsexperten aus Politik und Wissenschaft auf Einladung der Gesellschaft für Informatik e.V. und des Nationalen MINT-Forums gestern über die Konzepte und Strategien für eine umfassende Bildung in der digitalen Welt. Es ist unstrittig, dass die Digitalisierung alle Lebens- und Arbeitsbereiche verändert. Schulen, Aus- und Weiterbildungsträger, Pädagogen sowie die Verantwortlichen in der Politik müssen sich der Frage nach Bildung vor dem Hintergrund des digitalen Wandels stellen. Ohne Verständnis der grundlegenden Konzepte digital vernetzter Lebenswirklichkeiten können Bildungsprozesse heute nicht zukunftsfähig gestaltet werden. 

Ausgangspunkt der Diskussion mit Mitgliedern des Bundestages waren die von Stefan Müller, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Bildung und Forschung, vorgestellte „Bildungsoffensive für die digitale Wissensgesellschaft“ sowie die von Dirk Loßack, Staatssekretär im Ministerium für Schule und Berufsbildung Schleswig-Holstein, maßgeblich mitgestaltete Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ der Kultusministerkonferenz (KMK).

Professor Dr.-Ing. Peter Liggesmeyer, Präsident der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Experimentelles Software-Engineering IESE: „Als Gesellschaft für Informatik plädieren wir für eine Strukturierung der Debatte über die Bildung in einer digital vernetzten Welt entlang einer technologischen, einer gesellschaftlich-kulturellen sowie einer anwendungsbezogenen Perspektive. Dazu müssen Inhalte und Kompetenzen der Informatik und Medienbildung verknüpft und in Form von Pflichtzeiten in den Curricula aller Schulformen verankert werden. Fragen nach der digitalen Bildung betreffen auch – aber eben nicht ausschließlich – die Nutzung von digitalen Medien und Technologien als Lernwerkzeuge. Eine entsprechend fundierte Lehrerbildung in der Informatik und die Implementierung entsprechender pädagogischer Konzepte ist dafür unerlässlich. 

Deshalb begrüßen wir die Strategie ‚Bildung in der digitalen Welt’ der KMK. Auch die Bildungsoffensive des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, in der die Aktivitäten der GI, wie der Bundeswettbewerb Informatik eine wichtige Rolle spielen, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Insbesondere der angestrebten Digitalpakt zwischen Bund und Länder mit der Integration entsprechender pädagogischer Konzepte, der Umgestaltung der Lehreraus- und -fortbildung sowie der Strategieentwicklung bei Schulen und Schulträgern als Voraussetzung für den infrastrukturellen Ausbau sind zu begrüßen. Wir fordern, die notwendigen Mittel im Bundeshaushalt für die kommenden Jahre fest zu verankern.“

Professor Dr. Torsten Brinda, Sprecher des Fachbereichs Informatik und Ausbildung/Didaktik der Informatik in der GI von der Universität Duisburg-Essen: „Wir begrüßen, dass sich die KMK angesichts der digitalen Transformation von Gesellschaft, Kultur und Arbeit der Bildung in der digitalen Welt und den daraus resultierenden Konsequenzen für das Bildungssystem widmet. Die sechs Handlungsfeldern sprechen alle wesentlichen Gestaltungsbereiche an. Allerdings lässt die Strategie an vielen Stellen einen stark auf die Nutzung von digitalen Medien reduzierten Bildungsbegriff erkennen, der leider wesentliche Bildungserfordernisse einer durch Digitalisierung geprägten Welt ausblendet.

Eine umfassende digitale Bildung muss die Digitalisierung auch aus informatischer Perspektive als Unterrichtsgegenstand in den Blick nehmen. Es gibt zahlreiche relevante Kompetenzen aus dem Bereich der Informatik, die im Strategiepapier fehlen und die unbedingt Beachtung finden müssen – sowohl hinsichtlich der Inhalte, z.B. Informationen und Daten oder Programmiersprachen, als auch hinsichtlich der Prozesse, z.B. Modellieren und Implementieren oder Darstellen und Interpretieren.“

Bildmaterial können Sie hier herunterladen.

(Sattelberger, Volmering, Liggesmeyer, Hein, Rößner, Esken)