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Meldung

10 Jahre Fachgruppe "Informatik und Ethik": Wir gratulieren!

Am 5. Dezember 2003 um 14:00 Uhr trafen sich interessierte Personen an der Humboldt-Universität zu Berlin, um eine GI-Fachgruppe zu gründen, die sich mit Informatik und Ethik beschäftigen sollte. Bereits am Abend zuvor sowie am Vormittag hatte sich der Arbeitskreis getroffen, der die ethischen Leitlinien der GI überarbeitete. Die aktualisierten Leitlinien der Gesellschaft für Informatik wurden in der damaligen Dezember-Ausgabe der Fachzeitschrift »Informatik Spektrum« veröffentlicht. Nach zehn Jahren ist nun der Moment für einen kurzen Rückblick gekommen.

Wir sind nie untätig gewesen – es gab (und gibt) schlicht viel zu viele Anlässe, über moralische Fragen im Zusammenhang mit dem Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien nachzudenken. Wir trafen uns regelmäßig und diskutierten intensiv: Mal über medial sehr präsente Themen, wie jüngst die Abhörskandale der Geheimdienste, mal über die etwas unbekannteren Fälle wissenschaftlichen Fehlverhaltens, immer jedoch mit dem Fokus auf der Verantwortung der handelnden Personen. Um unsere Diskussion in eine größere Öffentlichkeit tragen zu können, wählten wir die Methode der Fallbeispiele. In einer kurzen Geschichte beschreiben wir mehr oder weniger alltägliche Situationen, die jede Informatikerin und jeder Informatiker kennt; sei es, aus eigener Erfahrung, sei es, vom Hörensagen. Wir stellten schon früh fest, dass es einiger handwerklicher Sorgfalt bedarf, um Fälle zu entwickeln, die einerseits realistisch genug, andererseits so hypothetisch sind, dass sie mit offenem Ausgang diskutiert werden können. Die Diskussion wird dennoch meist eingeleitet mit dem Ausruf: »Das ist doch ganz klar!«. Auch beobachten wir, dass es zunehmend schwieriger wird, fiktive Fallbeispiele zu schreiben – wir werden mit unglaublicher Geschwindigkeit von der Realität eingeholt.

In den letzten zehn Jahren haben wir festgestellt, wie die gesellschaftliche Bedeutung der in unserer Gruppe diskutierten Themen zugenommen hat, wenn auch nur in den Sonntagsausgaben der Zeitungen und den entsprechenden Reden der Politiker. Aktuelle technische Entwicklungen – wie Drohnen, Wearable Computing oder Biometrie (um nur mal einige wenige zu nennen) – werfen stets moralische Fragen auf. Bislang wurden diese Fragen im akademischen Kontext vor allem von Philosophen mit unterschiedlicher technischer Expertise geführt. Wir wollen die Fragen aus der Informatik mitten in die Gesellschaft hinein tragen. Daher freuen wir uns auf die Zukunft und auf spannende Diskussionen – mit neuen Mitgliedern der Fachgruppe bei unseren Treffen oder auch virtuell mit Hilfe von Kommentaren in unserem Blog gewissensbits.gi.de. Im Gewissensbits-Blog finden sich auch aktuelle Einladungen zu Workshops oder Tagungen mit unserer Beteiligung.

Die Mitglieder der Fachgruppe möchten zum Schluss noch ihren Sprecherinnen und Sprechern der letzten zehn Jahre danken, Prof. Dr. Karsten Weber (2003-2004), Prof. Dr. Debora Weber-Wulff (2004 - 2011) und Dipl.-Inform. Stefan Ullrich (seit 2011). Im Jahr 2009 ist unser Buch „Gewissensbisse – Ethische Probleme der Informatik. Biometrie – Datenschutz – geistiges Eigentum“ im Transkript-Verlag erschienen. Seit 2009 erscheint auch unsere regelmäßige Kolumne "Gewissensbits - Wie würden Sie urteilen?" im Informatik Spektrum und lädt zu einer Diskussion in unserem Blog http://gewissensbits.gi.de/ ein. Eine neue Auflage des Buchs mit neuen Fallbeispielen ist in Vorbereitung.

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