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Pressemitteilung

Datenstrategie der Bundesregierung: Datenkompetenz braucht informatische Bildung für alle

Die Bundesregierung möchte die Datenkompetenz der Bevölkerung erhöhen. Ihrer neuen Datenstrategie fehlt es jedoch am klaren Bekenntnis zur informatischen Bildung, sie bleibt damit hinter den Empfehlungen des Wissenschaftsrates zurück.

Berlin/Bonn, 28. Januar 2021 – Kurz vor Ende der der Legislaturperiode hat die Bundesregierung ihre lange angekündigte Datenstrategie veröffentlicht. Während an vielen Stellen konkrete Maßnahmen verabredet werden, beinhaltet die Strategie zur grundlegenden Frage der Vermittlung von Datenkompetenzen nur wenige Maßnahmen und vernachlässigt die Informatik als die Wissenschaft für die automatisierte Verarbeitung von Daten.

Prof. Dr. Ira Diethelm, Mitglied im GI-Präsidium: „Die Informatik ist nicht nur die wichtigste Bezugswissenschaft der Digitalisierung, sondern auch die Disziplin, die den Umgang mit großen Datenmengen erst möglich macht. Deshalb ist es auch beim Erwerb von Datenkompetenzen von entscheidender Bedeutung, die Prinzipien und Grenzen der automatisierten Datenverarbeitung zu verstehen. Wer datenkompetente Bürgerinnen und Bürger will, muss eine informatische Bildung insbesondere in der Schule ermöglichen. Das Schulfach Informatik leistet zur Datenkompetenz einen essentiellen Beitrag. Datenkompetenzen ohne Informatik vermitteln zu wollen ist so, als wollte man Umweltbildung ohne Naturwissenschaften betreiben.“

Die Datenstrategie strebt an, dass „Alle Schülerinnen und Schüler […] lernen, wie Daten erhoben, verarbeitet, kritisch ausgewertet und genutzt werden“. Leider wird die Informatik als zentrales Fach weder namentlich erwähnt, noch wird das Ziel durch konkrete Maßnahmen unterfüttert. Damit verpasst die Bundesregierung die Chance zu einem klaren Bekenntnis für zeitgemäße Bildung in einer digital vernetzten Welt sowie für Informatik als obligatorisches Fach. Damit bleibt die Datenstrategie weit hinter den Empfehlungen vieler Expert*innen u.a. des eigenen Wissenschaftsrates zurück. Im Oktober 2020 hat das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium von Bund und Ländern empfohlen, „die schnelle und flächendeckende Einführung informatischer Bildung in den Schulen noch stärker zu priorisieren“, denn sie sei ein zentraler Schlüssel, „um den digitalen Wandel in der Gesellschaft erfolgreich, inklusiv und nachhaltig zu gestalten.“

Hoffnungen liegen auf „Roadmap Datenkompetenz“

Weiterhin sieht die Datenstrategie vor, dass „allen, die eine Ausbildung oder ein Studium in Deutschland abgeschlossen haben, ein Mindeststandard an Datenkompetenz vermittelt wurde“ (S. 44). Auch hier fehlen konkrete Maßnahmen zur Umsetzung. Zwar fallen beide Themen in den Kompetenzbereich der Länder – den Empfehlungen des Wissenschaftsrats folgend sollte die Strategie dennoch ein klares Bekenntnis zu einem verpflichtenden Informatik-Unterricht enthalten und einen entsprechenden Koordinierungsprozess mit den Ländern vorsehen. Dies sollte in der angekündigten „Roadmap Datenkompetenzen“ (S. 43) nachgeholt werden.

Bereits im April 2020 hat die GI Vorschläge zur Datenstrategie der Bundesregierung unterbreitet (Meldung vom 3.4.2020).

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Über die Gesellschaft für Informatik e.V.

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Pressekontakt:

Nikolas Becker

Gesellschaft für Informatik e.V. (GI)

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