WebTalk: Freie und Open Source Hardware
Veranstaltungsort
BigBlueButton - Der Link zur virtuellen Konferenz wird am Veranstaltungstag an alle Angemeldeten versandt.Beschreibung
Der weltweite Chipmangel hat sich zu einer wirtschaftlichen Krise zugespitzt: Lieferketten reissen ab, was nicht nur auf dem Automobilmarkt zu erheblichen Verzögerungen und Preissteigerungen führt. Die Chipkrise hat die technologische Abhängigkeit der Europäischen Union und Deutschlands von anderen Ländern insbesondere aus dem asiatischen Raum verdeutlicht. Mitte Februar hat die EU-Kommission ein umfassendes Maßnahmenpaket vorgeschlagen, um die Versorgungssicherheit, Resilienz und technologische Führungsrolle der EU im Bereich Halbleitertechnologien und -anwendungen zu sichern.
Das Europäische Chip-Gesetz soll Europas Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz stärken und zur Verwirklichung sowohl des digitalen als auch des ökologischen Wandels beitragen. Allerdings ist es nicht damit getan, hochmoderne Chipproduktion nach Europa zu holen. Dieser Mangel ist seit langer Zeit bekannt. Obwohl einige Anstrengungen zur Verbesserung der Lage auf den Weg gebracht wurden, besteht noch eine weitere ernste Lücke die es zu füllen gilt: Es fehlt an Know-How und klugen Köpfen, die innovative Chips entwerfen und entwickeln können.
Zur Stärkung der digitalen Souveränität kann Open Source Software einen signifikanten Beitrag leisten und die Vertrauenswürdigkeit und speziell die Transparenz von Systemen in Unternehmen und Behörden verbessern. Entscheidend für die Vertrauenswürdigkeit eines Gesamtsystems und Basis für Softwareanwendungen ist aber die darunterliegende Hardware. Hier sollten Vertrauenswürdigkeit und Transparenz, insbesondere im Bereich der Mikroelektronik, entscheidend verbessert werden. Dadurch werden Angriffe erschwert oder sogar verhindert und somit die digitale Souveränität gestärkt. Weiterhin können mit dem Open-Source-Ansatz neue Geschäftsfelder erschlossen werden.
Traditionell wird der Entwurf von Hardware („Chips“) in einem geschlossenen Prozess unter strenger Geheimhaltung gelebt, allerdings gibt es seit einigen Jahren signifikante Fortschritte, die Ideen der freien Software auf den Bau von Hardware zu übertragen. In unserem WebTalk gehen wir den Fragen nach, wie die Forschung und die Sichtbarkeit von freier und/oder quellcodeoffener Software vorangetrieben werden kann, wie mehr Expertise auf dem Gebiet des Hardwaredesigns aufgebaut werden kann, wie die Nachwuchsgewinnung in diesem Bereich verbessert werden kann und wie völlig neue Ansätze mit dem Potenzial für Sprunginnovationen erarbeitet werden können.
Programm
Impulsvorträge (je 10 Minuten)
- Innovationsmanagement Cybersicherheit
Dirk Dohn, Hessisches Ministerium des Innern und für Sport - Ein Souvereign Tech Fund für Deutschland
Adriana Groh, The New Institute - Eine Open-Source Tool Chain für die Entwicklung von Computer-Chips
Prof. Dr. Steffen Reith, Hochschule Rhein Main - Open Source Hardware – Eine Chance für Europa
Dr.-Ing. Norbert Herfurth, Leibniz-Institut für innovative Mikroelektronik
Panelgespräch: Freie und Open Source Software im Chip-Design (45-60 Minuten)
- Prof. Dr.-Ing. Gerhard Kahmen, IHP Geschäftsführer & Wissenschaftlich-Technischer Direktor
- Edmund Humenberger, CEO Symbiotic
- Torsten Grawunder, Senior System Designer Swissbit AG
Fragen aus dem Publikum (15-30 Minuten)
Referent*innen
Dirk Dohn
Leiter Referat Innovationsmanagement Cybersicherheit Abteilung Cyber- und IT-Sicherheit, Verwaltungsdigitalisierung
Nach 12 Jahren als Abteilungsleiter IT der hessischen Polizei mit über 200 Lokationen und 18.000 Endarbeitsplätzen, wechselte Dohn 2020 ins Hessische Ministerium des Innern und für Sport und wurde mit dem Aufbau des neuen Referats "Innovationsmanagement Cybersicherheit" betraut. Im Nebenamt ist Dohn Dozent an der zentralen Hochschule des Landes Hessen für Polizei und Verwaltung (HöMS) im Fach IT.
Adriana Groh
Projektleitung, The New Insitute
Adriana Groh arbeitet an den Schnittstellen von Technologie, Gesellschaft und Politik. Sie war Direktorin des Prototype Fund, einem Innovationsfund der Open Knowledge Foundation und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, und baute das Programm von Anfang an mit auf. Zuvor initiierte sie verschiedene Tech-Projekte, wie eine Chat-App zur Bundestagswahl 2017 und 2021 sowie den #WirVsVirus Hackathon der Bundesregierung 2020, und war u. a. Fellow der Social Impact Labs und Transatlantic Digitale Debates. Adriana ist überzeugte Europäerin, verbrachte Zeit in Brighton, Barcelona und Brüssel und studierte Public Policy und Democratic Innovations in Frankfurt und Maastricht.
Prof. Dr. Steffen Reith
Professor, Hochschule RheinMain
Nach zwei Diplomen in Informatik und einer Promotion in Komplexitätstheorie arbeitete Steffen Reith in der Automobilindustrie auf dem Gebiet der Kryptographie für eingebettete Systeme. Er implementierte kryptographische Lösungen für den Serieneinsatz bei verschiedenen deutschen OEMs und arbeitete an frühen Versionen von AUTOSAR mit. Im Rahmen seiner Berufung an die Hochschule RheinMain in Wiesbaden arbeitet er auf diesem Gebiet weiter. Dabei stehen effiziente Algorithmen für die Kryptographie auf eingebetteten Systemen, Hardwareimplementierungen (FPGA, ASICs), Open-Source Hardware und mathematische Grundlagen der Informatik im Vordergrund.
Dr.-Ing. Norbert Herfurth
Post-Doc, Projektkoordinator, IHP
Norbert Herfurth erhielt seinen Abschluss als M.Sc. in Elektrotechnik (Mikroelektronik) im Jahre 2013 und in 2020 den Dr.-Ing. im Bereich der Halbleiterfehleranalyse an der TU Berlin. Von 2013 bis 2019 forschte und arbeitete er an der TU Berlin am Fachgebiet für Halbleiterbauelemente im Bereich der Fehleranalyse für Halbleiterbauelemente. Die engagierte Ausbildung von Studierenden stellte hier einen wichtigen Schwerpunkt dar. Seit 2020 ist er am IHP Frankfurt (Oder) in der Abteilung "Technologie“ als Post-Doc und Projektkoordinator im Bereich Hardware Security und Open Source Aktivitäten tätig.
Prof. Dr.-Ing. Gerhard Kahmen
Scientific Director, IHP
Gerhard Kahmen erhielt 1997 sein Diplom in Elektrotechnik an der RWTH Aachen und 2016 den Dr.-Ing. in Elektrotechnik an der Universität Ulm. Von 1998 bis 2000 arbeitete er bei Philips Semiconductors in Nimegen, Niederlande an Leistungsverstärkermodulen für Mobiltelefone. Im Jahr 2001 wechselte er zum Geschäftsbereich Test & Measurement von Rohde & Schwarz in München, wo er breitbandige Mixed-Signal-ASICs mit hohem Dynamikbereich für Test- und Messgeräte entwickelte. Von 2008 bis 2010 war er als Director of Engineering für ein Mixed-Signal-ASIC-F&E-Team verantwortlich. Von 2011 bis 2019 war Gerhard Kahmen als Vice President für die weltweiten Mixed-Signal-ASIC-F&E-Aktivitäten von Rohde & Schwarz verantwortlich. Seit 2020 ist er wissenschaftlicher Leiter am IHP, Frankfurt (Oder) und hat eine ordentliche Professur für Halbleitertechnologie an der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) inne. Seine Forschungsschwerpunkte sind breitbandige RF / Mixed-Signal ASICs mit hohem Dynamikbereich und Ultra-Hochgeschwindigkeits-Digital-Analog-Wandler zur direkten digitalen RF-Signalerzeugung.
Edmund Humenberger
CEO, Symbiotic EDA
Edmund Humenberger ist seit 1994 im Bereich Open Source Software als Unternehmer tätig. 2018 gründete er Symbiotic EDA, welches Dienstleistungen im Bereich Digital Design vor allem für Kunden in den USA und Asien erbringt. 2014 initierte und finanzierte bis 2019 die Entwicklung von Open Source Werkzeugen zur Programmierung von FPGAs. Im Juni 2019 präsentierte er bei Google das Konzept eines Open Source Chip Design Kit, welches seit 2020 von Google umgesetzt wird. 2018 entwarf sein Team einen Testchip ausschließlich mit Open Source Design Werkzeugen, dessen Funktion 2020 verifiziert wurde.
Torsten Grawunder
Senior System Designer embedded Solution, Swissbit Germany AG
Torsten Grawunder ist Senior System Designer embedded Solution bei der Swissbit Germany AG. Grawunder absolvierte seinen Diplom-Ingenieur der Informationstechnik/Physik elektronischer Bauteile an der TU Chemnitz. Seine Arbeitsschwerpunkte sind das Systemdesign von Kryptogeräten und dessen Anwendung sowie die Systemauslegung von Kryptoanwendungen in kommerziellen oder behördlichen Business Szenarien.
Anmeldung
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