Beschreibung
Mit Hardware Almost Feels Real präsentiert THE REAL OFFICE im Rahmenprogramm des KI-Camp 2021 des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Gesellschaft für Informatik e.V (GI) eine Online-Ausstellung mit sechs zeitgenössischen künstlerischen Positionen zu künstlicher Intelligenz.
Der Titel, auch er wurde mit Hilfe einer Sprach-KI generiert, will die oft sehr aufgeladenen Vorstellungen von KI in die ‚wirkliche‘ physische Welt holen. Jede noch so körperlos wirkende neue Technologie (und somit auch Machine-Learning-Systeme, Neuronale Netzwerke oder Ähnliches) ist immer an einen Server oder andere Hardware gebunden. Die virtuelle Welt kann sich nie von der physischen lösen – und genau diese Verschränkungen zwischen KI und Körper stehen, wenn auch in sehr unterschiedlichen Aspekten, im Fokus der gezeigten Kunstprojekte. Metaphorisch steht Hardware für Körper als menschliches Wesen, für Objekte oder Geräte wie auch für Natur.
Physische Körper verbinden sich mit Technologien, Technologien durchdringen unseren Körper. Die Künstler*innen dieser Online-Ausstellung zeigen mögliche Zusammenhänge: Welche Körperbilder bestimmen unsere Wahrnehmung und damit auch die der KI? Allgemeine Erwartungen und Projektionen, die in den Diskussionen um KI mitschwingen, werden in den künstlerischen Arbeiten durch den Einsatz von KI gleichzeitig seziert und offengelegt. Warum eigentlich wollen wir die KI stets mit uns Menschen vergleichen? Welchen Einfluss hat sie auf unsere Narrationen, unsere Wahrnehmung und die unterschiedlichen Körper in dieser Welt?
In Form von Videos und digitalen Bildern – meist Ausschnitte größerer Projekte – zeigen die ausgewählten Kunstwerke die Nähe von Natur und Künstlichkeit, wie KI und Körper sich verbinden und vielleicht wie Dinge, die wir nur in einer intellektuellen und virtuellen Sphäre ansiedeln möchten, das Physische durchdringen.
Programm
Zu den Arbeiten (Auswahl):
Lawrence Lek, Geomancer (2017)
Der computeranimierte Film erforscht in der Form eines Videoessays die Ästhetik eines posthumanen Bewusstseins. Er handelt von einer künstlichen Intelligenz im Jahr 2065, die die erste KI-Künstlerin werden möchte und sich mit ihrer militärischen Vergangenheit auseinandersetzt. Lek verhandelt in seinem Film Spannungen zwischen den Rollen von Mensch und Maschine, Hoffnungen und Ängste im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Aufstieg Ostasiens und Spekulationen, dass neue Formen künstlicher Intelligenz mit kreativen Fähigkeiten den Menschen herausfordern.
https://lawrencelek.com/geomancer
Valérie Wolf Gang, Vanishing Act Through The Loophole Of Artificial Intelligence (seit 2020)
Valérie Wolf Gang trainierte für ein früheres Kunstprojekt eine KI mit Texten über gesunde Lebensführung, aus welchen die KI wiederum Gedichte generierte. Der Prozess der Textauswahl, über den die Künstlerin entschied, was die KI lernen sollte, beeinflusste unterdessen ihren eigenen Körper: Immer mehr passte sie sich an die Vorschläge aus den Texten an und nahm 60 kg ab – eine Veränderung, die sie auch mit Ganzkörperscans dokumentierte. Die Entfremdung vom eigenen Körper sowie die bildliche Fortführung dieser Entwicklung durch eine KI, die von den Scans lernte, bilden den Ausgangspunkt dieses neuen Kunstwerks.
http://portfolio-valeriewolfgang.com/VANISHING-ACT-Body-Space-Identity
Douna Lim & Théo Pesso, Mario 101 (2021)
Durch Natural Language Processing, also die algorithmische Reproduktion von Sprachstrukturen, übersetzt das Künstler*innenduo Douna Lim & Théo Pesso Fragmente einer historischen Erzählung in einen Film. Der italienische Computer-Pionier Mario Tchou, der bei einem Autounfall starb, wird zum Protagonisten einer fiktionalen Selbstreflexion über die von ihm geprägten Technologie. Die verwendeten filmischen Merkmale wie Schnitt, Found Footage und Soundtrack spielen mit unseren Sehgewohnheiten während von der KI verfasste Textzeilen eher assoziativ funktionieren und entgegen unserer Erwartung den Film zu einem unabgeschlossenen Ausgangspunkt zum Nachdenken werden lassen.
https://www.lim-pesso.com/
Mario 101: https://vimeo.com/469107142
Sofia Crespo, Artificial Natural History (2019)
Ausgehend von den Darstellungen klassischer naturhistorischer Publikationen, entwickelt Sofia Crespo mit Artificial Natural History gemeinsam mit einem neuronalen Netz eine eigene Variante dieser Klassifikationswerke: Das Projekt untersucht das Bedürfnis alles und so auch Organismen zu kategorisieren und zeigt eine verzerrte Reihe von Kreaturen mit imaginären Merkmalen, die eine neue Reihe biologischer Klassifikationen erfordern. Die Exemplare der künstlichen Naturgeschichte zelebrieren die scheinbar endlose Vielfalt der Natur und spielen mit der Idee, dass wir diese noch immer nur sehr begrenzt verstehen und kennen.
www.thisiscolossal.com/2020/09/sofia-crespo-ai-natural-history/
https://sofiacrespo.com/