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Pressemitteilung

Studie zeigt: Schulfach Informatik fördert Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit

Der Stifterverband fordert verpflichtenden Informatikunterricht für alle Kinder ab Sekundarstufe I, um die Chancen- und Geschlechtergerechtigkeit zu fördern. Um Informatik bundesweit auf dem Niveau von Mecklenburg-Vorpommern zu unterrichten, fehlen etwa 17.000 Informatiklehrkräfte. Die Gesellschaft für Informatik e.V. fordert schnelle Umsetzung des Pflichtfaches und mehr Anstrengungen bei der Lehrkräfteausbildung.

Eine heute veröffentlichte Studie von Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung zur Informatikbildung in den Schulen zeigt, dass das Pflichtfach Informatik sowohl die Geschlechter- als auch die Chancengerechtigkeit fördert. Die Studie veranschaulicht außerdem, dass Schüler*innen aus den Bundesländern, in denen Informatik als Pflichtfach unterrichtet wird, im bundesweiten Vergleich die besten digitalen und informatischen Kompetenzen haben – mit kaum Unterschieden zwischen den Geschlechtern. Schüler*innen, die nur fächerintegrativen Wahl- oder gar keinen Informatikunterricht erfahren, erreichen ein signifikant geringeres digitales Kompetenzniveau.

Aktuell ist in Deutschland die Möglichkeit, digitale und informatische Kompetenzen im Schulunterricht zu erlangen, sehr ungerecht verteilt. Der Informatik-Monitor 2022 (www.informatik-monitor.de) der Gesellschaft für Informatik (GI) zeigt, wie unterschiedlich Informatikunterricht in den Bundesländern verankert ist. Um allen Kindern die gleichen Chancen zu bieten, fordert der Stifterverband, sechs Wochenstunden Informatik als Pflichtfach in allen Bundesländern und Schulformen verteilt über die gesamte Sekundarstufe I einzuführen. Das heißt: Beginnt die Sekundarstufe I in der 5. Klasse, sollte bis zur 10. Klasse pro Schuljahr eine Wochenstunde Informatik unterrichtet werden.

Christine Regitz, Präsidentin der Gesellschaft für Informatik: „Die Studie ‚Informatik für alle‘ zeigt eindrücklich, dass ein Pflichtfach Informatik die Geschlechter- und Chancengerechtigkeit fördert. Während es in Bundesländern ohne Pflichtfach Informatik deutliche Unterschiede bei digitalen und informatischen Kompetenzen zwischen den Geschlechtern gibt, sind diese in Bundesländern mit Pflichtfach Informatik nahezu ausgeräumt. Auch mit Blick auf den sozioökonomischen Status ist ein Effekt erkennbar: Ein Pflichtfach Informatik hat das Potenzial, gerade Kindern aus niedrigen sozioökonomischen Schichten zu helfen, Kompetenzrückstände aufzuholen. Die Bundesländer müssen jetzt schnell den Empfehlungen der Studie folgen und zeitnah das Pflichtfach Informatik ab Sekundarstufe I einführen.“

Eine zweite ebenfalls heute veröffentlichte Studie von Stifterverband und Heinz Nixdorf Stiftung „Informatikunterricht: Lückenhaft und unterbesetzt” zeigt den enormen Lehrkräftebedarf in der Informatik auf: Für die notwendige Einführung eines deutschlandweiten Pflichtfaches Informatik ab der Sekundarstufe I auf dem Niveau von Vorreiter Mecklenburg-Vorpommern werden bundesweit mindestens 17.000 neue Lehrkräfte benötigt. Mit den aktuell rund 360 Absolvent*innen im Jahr könne diese Lücke in naher Zukunft nicht geschlossen werden.

Dr. Lutz Hellmig, Sprecher des Fachausschusses „Informatische Bildung in Schulen“ der GI: „Die Studie verdeutlicht den enormen Handlungsdruck: Wenn wir in unseren Schulen digital mündige und selbstbestimmte Schülerinnen und Schüler ausbilden wollen, dann brauchen wir neben dem verpflichtenden Fach Informatik auch gut ausgebildete Lehrkräfte – und zwar viele. Wir müssen massiv Ideen und Ressourcen bei der Gewinnung sowie der Aus- und Weiterbildung von Informatiklehrkräften investieren, Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger auf fachlich und didaktisch hohem Niveau auf ihre Tätigkeit vorbereiten und die Lehrstühle für Didaktik der Informatik an den Hochschulen drastisch ausbauen.“

Die Studie „Informatik für alle“ können Sie hier einsehen und herunterladen: https://www.stifterverband.org/medien/informatik-fuer-alle 

Die Studie „Informatikunterricht: Lückenhaft und unterbesetzt“ ist hier zum Download verfügbar: https://www.stifterverband.org/medien/informatikunterricht 

Über die Gesellschaft für Informatik e.V.

Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) ist die größte Fachgesellschaft für Informatik im deutschsprachigen Raum. Seit 1969 vertritt sie die Interessen der Informatiker*innen in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik und setzt sich für eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung ein. Mit 14 Fachbereichen, über 30 aktiven Regionalgruppen und unzähligen Fachgruppen ist die GI Plattform und Sprachrohr für alle Disziplinen in der Informatik. Weitere Informationen finden Sie unter www.gi.de. Die GI hat sich Ethische Leitlinien gegeben, die ihren Mitgliedern als Orientierung dienen.

 

Christine Regitz, Präsidentin der GI
© Kathrin Richter, Trendsetter - GI e.V.
Dr. Lutz Hellmig, Sprecher des GI-FA Informatische Bildung in der Schule