Guidelines sind nicht genug: Roundtable-Reihe zu ethischer KI-Entwicklung startet
Welche Maßnahmen stellen sicher, dass KI in Unternehmen verantwortungsvoll entwickelt wird? Dieser Frage geht ab sofort eine Roundtable-Reihe der Gesellschaft für Informatik e.V. und der Stiftung Mercator nach. Beim Auftaktworkshop kamen KI-Entscheider*innen von unterschiedlichen Unternehmen zusammen – vom Start-up bis zum Großkonzern.
Berlin, 22. Juni 2022 – Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) macht vieles möglich, birgt aber auch soziale, ökologische und ökonomische Risiken. Um diesen zu begegnen, beschließen Unternehmen zunehmend Ethik-Richtlinien, die dabei helfen sollen, Ziele wie Transparenz, Sicherheit, Robustheit und Fairness zu erreichen. Weltweit zählte AlgorithmWatch bereits 2020 über 160 verschiedene Guidelines zu ethischer KI-Entwicklung. Nur zehn dieser Leitlinien enthalten jedoch bindende Verpflichtungen und praktische Mechanismen für ihre Umsetzung. Aus diesem Grund zweifeln Expert*innen an ihrer Effektivität.
„Die bloße Existenz von Leitlinien garantiert nicht, dass die darin genannten ethischen Prinzipien in der KI-Entwicklung berücksichtigt werden. Vielmehr braucht es konkrete Verfahren für die praktische Umsetzung von KI-Ethik und ein geteiltes Verständnis der auferlegten Werte“, sagt Projektleiterin Julia Meisner von der Gesellschaft für Informatik.
Diese Problematik ist vielen Unternehmen bereits bewusst. Allerdings werden bestehende Versuche, Richtlinien beispielsweise konkreter zu formulieren oder Prozesse für ihre Umsetzung zu etablieren, selten öffentlich kommuniziert oder mit anderen Unternehmen geteilt. Die Roundtable-Reihe ethische KI-Entwicklung (RTeKI) bietet KI-Entscheider*innen aus softwareentwickelnden Unternehmen daher Raum, um sich über Maßnahmen in der Umsetzung von KI-Ethik-Richtlinien auszutauschen. Statt weitere Leitlinien zu entwickeln, sammeln die Teilnehmenden Best Practices zur Implementierung bestehender Richtlinien, bereiten diese auf und tragen sie in die Breite, sodass auch andere Unternehmen von den Ergebnissen profitieren. Zusammen mit Expert*innen aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft betrachten die Teilnehmenden nicht nur technische Ansätze, sondern auch Fragen von Governance und Unternehmensentwicklung.
„Die Umsetzung von KI-Ethik-Richtlinien nützt Unternehmen auch ganz praktisch: Bei der Entwicklung algorithmischer Systeme schaffen sie eine größere Handlungssicherheit, steigern die Produktqualität und fördern das Vertrauen. ‚Ethische KI‘ kann so in Zukunft ein entscheidender Wettbewerbsvorteil werden“, sagt Florian Christ, Projektmanager im Bereich Digitalisierte Gesellschaft der Stiftung Mercator.
Zum Auftakt der Reihe kamen am vergangenen Dienstag, den 21. Juni, 13 KI-Expert*innen am AI Campus in Berlin zusammen. In einem Workshop diskutierten die Teilnehmenden über den aktuellen Stand von Ethik-Richtlinien für KI in ihren Unternehmen und formulierten erste Problemstellungen und Ziele. Für viel Gesprächsstoff sorgten dabei die sehr unterschiedlichen Profile der mitwirkenden Unternehmen und ihrer Vertreter*innen: Die Reihe vereint sowohl Start-ups als auch Konzerne, Expertisen aus verschiedenen Tätigkeitsbereichen wie IT, Management und Compliance und Branchen wie Automotive, Industrieanwendungen und E-Commerce.
Unter Leitung der Gesellschaft für Informatik und der Stiftung Mercator folgen bis Ende 2023 sechs weitere Roundtable-Veranstaltungen im Abstand von zwei bis vier Monaten. Teilnehmende Unternehmen sind ai-omatic solutions, Aleph Alpha, BMW, Continental, Deutsche Bahn, Deutsche Telekom, Lufthansa Industry Solutions, Microsoft Deutschland, ML6, SAP, Siemens, team neusta, Volkswagen und Zalando.
Zusätzliche Informationen finden Sie auf: roundtable-ki.gi.de.
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