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Meldung

GI unterstützt internationale Stellungnahme zu Corona-Tracing-Apps

Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt unterstützen zahlreiche GI-Mitglieder die gemeinsame Stellungnahme zu Möglichkeiten der Kontaktnachverfolgung von COVID-19-Infizierten über dezentrale Apps.

Berlin, 23. April 2020 – Zur Bekämpfung der andauernden Corona-Pandemie stellt die Nachverfolgung von infizierten Kontakten eine wichtige Maßnahme dar. Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) unterstützt den Ansatz, diese Kontaktnachverfolgung („Tracing“) durch technische Hilfsmittel, insbesondere dezentrale Smartphone-Apps zu unterstützen. Denn die manuelle Kontaktnachverfolgung ist zeit- und ressourcenintensiv.

GI-Präsident Prof. Dr. Hannes Hannes Federrath: „Wir sind der Überzeugung, dass eine ‚Tracing-App‘ bei der Eindämmung der Pandemie eine wichtige Rolle spielen kann. Gleichwohl teilen wir die Bedenken, dass im Namen der Pandemiebekämpfung umfangreiche Überwachungssysteme geschaffen werden könnten, welche über den ursprünglichen Zweck der Kontaktnachverfolgung hinausgehen und langfristig aktiv bleiben könnten. Aus diesem Grund lehnen wir Tracing-Apps, welche über den eng begrenzten Anwendungsfall hinausgehen und unverhältnismäßig in die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer eingreifen, vollständig ab.“

Um einer möglichen Ausweitung der Daten-Nutzung entgegenzuwirken, sollte das technische System nach Einschätzung der GI-Expertinnen und Experten einen dezentralen Ansatz zur Datenspeicherung- und Verarbeitung verfolgen, wie ihn DP3T, PACT oder die TCN Coalition vorsehen. Ein solcher dezentraler Ansatz wird auch vom Europäischen Parlament in seiner Resolution vom 17. April 2020 gefordert.

In einer gemeinsamen Stellungnahme haben Anfang dieser Woche zahlreiche Informatikerinnen und Informatiker aus 27 Ländern, hierunter viele GI-Mitglieder, den dezentralen Ansatz für COVID-19-Tracing-Apps unterstützt. Sie fordern zudem, dass Tracing-Apps hohe Anforderungen an den Datenschutz erfüllen („privacy by design“). Auch sollte der Quellcode der Anwendungen offengelegt wird, so dass er durch unabhängige Expertinnen und Experten nachvollzogen werden kann („open source“). Dies hatte die GI bereits in einer Meldung vom 7. April gefordert.

GI-Präsident Prof. Dr. Hannes Federrath: „Als weltweite Forschungsgemeinschaft fordern wir die Regierungen und zuständigen Stellen unserer Länder auf, ausschließlich Tracing-Systeme einzusetzen, die durch Dezentralität ein Höchstmaß an Datenschutz gewährleisten und sich einer genauen öffentlichen Untersuchung durch die Wissenschaft stellen.“

Weitere Informationen:

GI-Präsident Prof. Dr. Hannes Federrath
© Kathrin Richter - GI e.V.