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Pressemitteilung

GI kritisiert reduzierten Bildungsbegriff der KMK: Informatik muss in Bildungsstrategie für die digitale Welt integriert werden

Die Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) hat ein Strategiedokument zur „Bildung in der digitalen Welt“ vorgelegt und Fachvertreterinnen und Fachvertretern zur Stellungnahme aufgefordert.

Das KMK-Papier greift nach Ansicht der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) zu kurz, da es eine digitale Welt zugrunde legt, die sich im Wesentlichen auf Geräte von Lernenden und darauf laufenden Anwendungen bezieht. Es folgert daraus im Hinblick auf Schule im Kern, dass digitale Medien verstärkt und verbindlich in alle Unterrichtsfächer zu integrieren seien, dass Schule bzgl. der Lehr-Lern-Prozesse, der Ausstattung und der Organisation die laufende digitale Transformation insgesamt widerspiegeln müsse und dass Lehrkräfte diesbezüglich in Aus-, Fort- und Weiterbildung entsprechend zu qualifizieren seien.

Die GI begrüßt zwar, dass sich die KMK angesichts der digitalen Transformation von Gesellschaft, Kultur und Arbeit dem Thema und den daraus resultierenden Konsequenzen für das nationale Bildungssystem in einem Strategiepapier widmet, fordert aber Nachbesserungen.

Prof. Dr. Torsten Brinda, Sprecher des GI-Fachbereichs „Informatik und Ausbildung/Didaktik der Informatik“ (IAD): „Das Dokument blendet aber leider völlig aus, dass sich die digitale Welt erst mit Ideen der Informatik richtig verstehen und aktiv mitgestalten lässt. Eine Beschränkung auf die Nutzung digitaler Medien in allen Unterrichtsfächern würde bedeuten, die digitale Welt so zu akzeptieren, wie sie jetzt ist, und deren Weiterentwicklung Anderen zu überlassen. Schule muss aber zu gesellschaftlicher Teilhabe befähigen.“ Insgesamt scheine es, dass das Strategiepapier von einer zu eingeschränkten und der Realität nicht entsprechenden Vorstellung einer digitalen Welt ausgehe und daraus im Hinblick auf übergeordnete Ziele von Schule nicht genügend weitreichende Schlussfolgerungen ziehe, so Brinda.

Da Schule insgesamt an Zielen wie Weltverständnis, Lebensvorbereitung und Vorbereitung auf nachgelagerte Ausbildungsphasen orientiert ist, fordert die GI, auch informatische Kompetenzen mit Pflichtanteilen für alle Schülerinnen und Schüler in das Strategiepapier zu integrieren.

Die GI fordert konkret:

  1. den Sachunterricht in der Grundschule in vergleichbarem Umfang zu anderen darin vertretenen Disziplinen verpflichtend um informatische Inhalte zu ergänzen und Grundschullehrkräfte entsprechend zu qualifizieren,
  2. in der Sekundarstufe 1 ein Pflichtfach von durchschnittlich einer Wochenstunde pro Schuljahr zu etablieren, das informatische und auch aus dem Bereich der Medienbildung stammende Grundlagen der Digitalisierung umfasst und von entsprechend qualifizierten Lehrkräften unterrichtet wird,
  3. dass das Fach Informatik in der gymnasialen Oberstufe allen anderen Fächern des naturwissenschaftlichen Bereichs bezüglich der Wertigkeit und Wählbarkeit als Grund- oder Leistungsfach uneingeschränkt gleichgestellt wird, und
  4. das Lehren und Lernen in allen Fächern, allen Jahrgangsstufen und allen Schulformen (wo jeweils didaktisch sinnvoll) mit digitalen Medien zu unterstützen

Die komplette Stellungnahme findet sich hier zum Herunterladen.