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Pressemitteilung

GI kritisiert „Datenspende-App“ des Robert-Koch-Instituts

Im Kampf gegen Corona hat das Robert-Koch-Institut zu einer Datenspende via App aufgerufen. Die GI kritisiert, dass die Anwendung im Hinblick auf Datenschutz und IT-Sicherheit nicht die grundlegenden Anforderungen erfüllt. Die GI bedauert, dass damit eine Chance vergeben wurde, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in digitale Anwendungen und zur Eindämmung des Corona-Virus zu stärken.

Vorgestern hat das Robert-Koch-Institut (RKI) eine App veröffentlicht, über die Nutzerinnen und Nutzer ihre Daten der Wissenschaft zur Verfügung stellen können. Die Daten sollen dem RKI helfen, die Ausbreitung sowie die mögliche Dunkelziffer an Coronavirus-Infektionen besser einschätzen zu können. Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) ist davon überzeugt, dass digitale Hilfsmittel bei der Eindämmung von Neuinfektionen und der Nachverfolgung helfen können. Dabei sollten sie jedoch dem Stand der Forschung und den höchsten Anforderungen in Sachen Transparenz, Zweckgebundenheit, Wahrung der Privatsphäre, Anonymisierung, Prüfbarkeit, Verschlüsselung und Datensparsamkeit entsprechen. 

GI-Präsident Prof. Dr. Hannes Federrath: „Es gibt sehr gute Ansätze, mit digitalen Werkzeugen der Verbreitung des Virus entgegenzuwirken, wie das PEPP-PT-Framework zur Kontaktverfolgung. Leider ist die vorliegende Datenspende-Anwendung überraschend schlecht gemacht und daher dem Schutz der Bevölkerung eher abträglich. Das Vertrauen der Menschen in technische Lösungen wird damit bereits frühzeitig und unnötig auf eine harte Probe gestellt. Es bleibt zu hoffen, dass das Robert-Koch-Institut als wichtige Vertrauensinstanz in der aktuellen Krise bei künftigen digitalen Anwendungen – beispielsweise zur Kontaktrückverfolgung – mehr Sorgfalt walten lässt.“

Die GI kritisiert insbesondere, dass der Code der Anwendung proprietär ist, und damit nicht öffentlich dokumentiert und überprüfbar, wie eigentlich für solche Apps zwingend notwendig. Auch weitere wichtige Prinzipien wie Zweckgebundenheit, Anonymität, Datensparsamkeit und Schutz vor unbefugten Zugriff sind entweder nicht erfüllt oder zumindest unklar. So konnte auch der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI) bisher keine Einschätzung zur fertigen Version der "Corona Datenspende"-App vornehmen, auch wenn die Anwendung damit wirbt, der BfDI sei bei der Entwicklung beratend eingebunden gewesen. 

Über die Gesellschaft für Informatik e.V.

Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) ist mit rund 20.000 persönlichen und 250 korporativen Mitgliedern die größte und wichtigste Fachgesellschaft für Informatik im deutschsprachigen Raum und vertritt seit 1969 die Interessen der Informatikerinnen und Informatiker in Wissenschaft, Wirtschaft, öffentlicher Verwaltung, Gesellschaft und Politik. Mit 14 Fachbereichen, über 30 aktiven Regionalgruppen und unzähligen Fachgruppen ist die GI Plattform und Sprachrohr für alle Disziplinen in der Informatik. Die Mitglieder binden sich an die Ethischen Leitlinien für Informatikerinnen und Informatiker der GI. Weitere Informationen finden Sie unter www.gi.de.

Pressekontakt: 

Frithjof Nagel
Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) – Geschäftsstelle Berlin
Spreepalais am Dom
Anna-Louisa-Karsch-Str. 2, 10178 Berlin
Tel.: +49 30 7261 566-15
Mail: presse(at)gi.de

GI-Präsident Prof. Dr. Hannes Federrath
© Kathrin Richter - GI e.V.
Die Datenspende-App des RKI (c) Robert Koch-Institut
Die Datenspende-App des RKI (c) Robert Koch-Institut