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Meldung

Emergency Computing und Kritische Infrastrukturen: Herausforderungen für die Informatik

Unsere Gesellschaft hängt von immer komplexeren Strukturen ab. Gerade im Katastrophenfall ist deshalb die Informatik besonders gefordert.

Die Versorgung unserer Gesellschaft hängt von Computer-Informationsnetzen ab. Technische Defekte, menschliches Versagen oder mutwillige Zerstörungen können gefährliche Kettenreaktionen auslösen. Zuletzt trug der Zusammenbruch der Kommunikationsnetzwerke seinen Teil zur Katastrophe in den vom Hurrikan "Katrina" verwüsteten amerikanischen Golfstaaten bei. Auf ihrer diesjährigen Jahrestagung beschäftigte sich die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) deshalb schwerpunktmäßig mit "Emergency Computing" und "Kritischen Infrastrukturen" (Kritis).

"Die Informatik verfügt über zahlreiche Forschungspotenziale, um ein effizientes Katastrophenmanagement zu ermöglichen", erklärte GI-Präsident Matthias Jarke in Bonn. Wichtig sei es, die Ablösung veralteter Systeme mit innovativen Lösungen zu betreiben.

Die Informatik entwickle grundlegende Techniken für die Kommunikation unter extremen Bedingungen. So können autonome Kommunikationstechniken zusammengebrochene Systeme ersetzen bzw. ergänzen. Einzelne Komponenten so genannter Ad-hoc-Netze nehmen direkt und ohne Umweg miteinander Verbindung auf. Geräte wie Mobiltelefone, Laptops, Funkgeräte oder Hausantennen, die Daten senden und empfangen können, werden Teil eines solchen Kommunikationsnetzes.

Prof. Dr. Bernhard Hämmerli begrüßte den von Bundesinnenminister Otto Schily vorgestellten "Nationalen Plan zum Schutz der Informations-Infrastrukturen" (NPSI). Er betonte jedoch, dass die Anstrengungen nicht nur multidisziplinär, sondern auch transnational sein müssen. Hämmerli: "Dominoeffekte sollten nicht mehr möglich sein, ebenso sollten zentrale - Single Points of Failure - auf ein sinnvolles Minimum reduziert werden." Der Kritis-Experte forderte daher, die Architekturen der Systeme und Infrastrukturen in einer interdisziplinären Anstrengung zu verbessern. Systeme sollten autark funktionieren und sich selbst überwachen und reparieren können. Auf diese Weise könnten Dominoeffekte vermieden werden. Lagezentren müssen bedarfsgerechte Informationen verarbeiten können. Informationen, die in verschiedenen Krisengraden ausgetauscht werden müssen, müssen auch unterschiedlich vertraulich behandelt werden können. Für den Austausch untereinander müssen vertrauenswürdige Systeme entwickelt werden, die über gemeinsame Schnittstellen und Protokolle verbunden sind.  

Prof. Dr. Klaus Lenk verlangte von der Politik, Szenarien und Langfristplanungen zu erstellen und die entsprechenden Forschungsrahmen zu definieren. Allerdings seien die Zuständigkeiten für die verschiedenen Bereiche des Katastrophenschutzes, des Zivilschutzes und der Polizei zwischen Bund und Ländern aufgeteilt und böten vielfache Möglichkeiten zur gegenseitigen Behinderung. Die Einrichtung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe genüge noch nicht. Lenk forderte deshalb: "Die Sicherheitsbelange müssen institutionell gebündelt werden."

Die digitale Pressemappe mit umfassendem Hintergrundmaterial finden Sie hier.