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Meldung

GI-Urgestein Herbert Fiedler gestorben

Professor Dr. iur. Dr. rer. nat. Herbert Fiedler verstarb am 15. Oktober 2015 im 87. Lebensjahr. Von der Ausbildung her Mathematiker und Jurist, war Herbert Fiedler bis zur Emeritierung 1994  Universitätsprofessor im Fachbereich Rechtswissenschaft der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bonn sowie Projektleiter in der GMD (Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung, nunmehr Fraunhofer). In der Gesellschaft für Informatik (GI) war er in verschiedenen Funktionen stark engagiert.

Professor Herbert Fiedler war der Wissenschaft und ihren Grundsätzen bis zuletzt eng verbunden. Seine Beiträge waren interdisziplinär, streng objektiv und methodisch, oft auch kurz und prägnant. Er hat durch sein Wirken wesentlich zur Institutionalisierung der Rechtsinformatik und der Verwaltungsinformatik im deutschen Sprachraum beigetragen und sich in der wissenschaftlichen Community – v.a. durch seine Mitgliedschaft und aktive Mitwirkung in Gremien der GI - große Verdienste erworben. Seine jüngste Publikation erschien 2013 im Tagungsband des Internationalen Rechtsinformatik Symposions IRIS.

Herbert Fiedler wurde am 29.4.1929 in Zwittau, Mähren, geboren. Der Studienweg führte ihn von Göttingen (Rechtswissenschaften, dann auch Mathematik und Physik) nach Münster, später nach Köln. Sein wissenschaftlicher Fokus war schon früh die Rechtsinformatik (z.B. publizierte Herbert Fiedler bereits 1962 einen Artikel „Rechenautomaten als Hilfsmittel der Gesetzesanwendung“). Nach Erwerb von zwei Doktoraten - Rechtswissenschaften sowie Mathematik - erfolgte 1969 die Habilitation mit dem Thema „Die Bestimmtheit der gesetzlichen Straftatbestände als methodisches und verfassungsrechtliches Problem“. Seit 1970 war Herbert Fiedler Professor an der Universität Bonn, womit die Institutsleitung in der GMD (Gesellschaft für Mathematik und Datenverarbeitung mbH) in Sankt Augustin, Schloss Birlinghoven, verbunden war. Dazu kam ab 1972 ein intensives Engagement bei der Gesellschaft für Informatik (GI). Prof. Fiedler war verheiratet und hat zwei Töchter.

An der Universität Bonn lehrte Herbert Fiedler die Fächer Juristische Informatik und Allgemeine Rechtslehre und leitete die von ihm eingerichtete „Forschungsstelle für juristische Informatik und Automation“ (die erste Einrichtung auf diesem Gebiet in Deutschland). In der GMD wurden unter Herbert Fiedler viele wichtige Rechts- und Verwaltungsinformatikprojekte durchgeführt; zu nennen seien insbes. die Studien zur Etablierung des juristischen Informationssystems für Deutschland – juris.

Ebenfalls sehr fruchtbar war Herbert Fiedlers Wirken in der GI. Dort war er Mitglied und Sprecher verschiedener einschlägiger Fachrichtungen, insbes. im Fachbereich (FB) 'Informatik in Recht und öffentlicher Verwaltung' (RVI, Sprecher von 1978 bis 1992) sowie in den Fachgruppen Rechtsinformatik (Sprecher von 1993 bis 2006) und Verwaltungsinformatik. Als Präsidiumsmitglied der GI hat Herbert Fiedler maßgeblich zur Etablierung der Angewandten Informatik beigetragen. Zusammen mit Weggefährten wie Roland Traunmüller, Heinrich Reinermann, Klaus Lenk und anderen hat er 1976 den damaligen Fachausschuss 12/13 (Recht und Verwaltung) gegründet (nunmehr FB RVI) und über Jahrzehnte wesentlich zu dessen nachhaltigen Entwicklung beigetragen. Auf Initiative von Erich Schweighofer und Friedrich Lachmayer und in Zusammenarbeit mit anderen ist es gelungen, das Internationale Rechtsinformatik Symposion IRIS als eine facheinschlägige Großkonferenz zu etablieren. Herbert Fiedler hat diese Initiative stets unterstützt und in den ersten Jahren einen Plenarvortrag gehalten. Er war über mehrere Jahrzehnte und bis zuletzt sehr aktives – und insbesondere im Hinblick auf die Abhängigkeit der Gesellschaft von der Informationstechnik mahnendes – Mitglied des Präsidiumsarbeitskreises "Datenschutz und IT-Sicherheit".

In seinem langen wissenschaftlichen Leben hat Herbert Fiedler viele Werke geschaffen: drei Monographien, 12 als Herausgeber und mehr als 150 Aufsätze und andere Veröffentlichungen. Seine Beiträge bestechen durch klare Methodik und die durchdringenden Materialien sowohl in technischer als auch juristischer Sichtweise. Als sein Vermächtnis in der Rechtsinformatik ist der Beitrag zur IRIS 2006 zu sehen: die neuen Herausforderungen der Wissens- und Netzwerkgesellschaft (auch im Beitrag „Cyber-libertär“ im Informatik Spektrum 2002 umrissen).

Wir trauern um einen langjährigen Weggefährten und wichtigen Nestor der Rechts- und Verwaltungsinformatik.

Erich Schweighofer, Roland Traunmüller, Maria A. Wimmer, Hartmut Pohl

Herbert Fiedler (1929 - 2015)